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Familien stärken

Wirkungsbericht: Familien stärken in Deutschland

Das haben wir 2022 erreicht

2022 war ein Jahr im Krisenmodus. Eskalierende politische Konflikte, steigende Energie- und Lebensmittelpreise und die Nachwehen der Pandemie prägten das Leben aller. Der Bedarf an Hilfen stieg.
Durch unsere Präventionsarbeit war es uns möglich, auch im vergangenen Jahr benachteiligte Kinder und deren Familien zu unterstützen. Mit dem Angebot der ambulanten Hilfen standen wir überforderten Familien bei ihrer Alltagsbewältigung bei und haben junge Erwachsene sowie Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet. 2022 konnten wir mit diesem Programm 2.212 Familien und jungen Menschen helfen.

Wie haben wir Familien durch die ambulanten Angebote unterstützt?

  • Eltern erhielten in schwierigen Lebenslagen Beratung, Unterstützung im Alltag und bei Erziehungsproblemen;
  • Kinder, Jugendliche und Menschen mit und ohne Behinderung wurden auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit und bei Entwicklungs- und Alltagsschwierigkeiten begleitet;
  • Familien wurden darin bestärkt, eigene Lösungen zu entwickeln, damit sich ihre Lebens- und Erziehungsbedingungen langfristig verbessern.

Sozialpädagogische Familienhilfe: Wegweiser für Familien

Heillos mit dem Familienalltag überfordert – in zu vielen Fällen führt die Überlastung der Eltern dazu, dass Kinder in ihrem Wohl gefährdet sind: Rund 60.000 Kinder werden jährlich vernachlässigt.
Um diesem gesellschaftlichen Missstand entgegenzuwirken, unterstützt SOS-Kinderdorf mit der ambulanten Hilfe Familien im Alltag. Unsere Pädagogen helfen Eltern dabei, Strukturen zu verbessern, neue Erziehungsformen zu lernen und die Bindung zu ihren Kinder nachhaltig zu stärken. Oftmals wird die Hilfe durch Angebote für die Kinder ergänzt: Pädagogen betreuen sie wöchentlich in Einzel- oder Gruppenstunden und fördern sie außerhalb des Familienalltags.

Unterstützung, die wirkt

So war es auch im Fall der achtjährigen Janine*. Sie nahm an einem sozialen Gruppenangebot von SOS-Kinderdorf teil, da das Mädchen Anzeichen von Vernachlässigung zeigte. Während der Pandemie litt sie an akuten Angstzuständen.
Die betreuende SOS-Pädagogin bemerkte dies und bat Janines Mutter weitere Hilfen an: eine psychologische Betreuung für Janine und eine ambulante Hilfe für die Mutter. Fortan wurde sie im Alltag ambulant unterstützt und in ihrer Erziehung gestärkt.
Mit Janine unternahm die Pädagogin im letzten Jahr viele Ausflüge, um die Achtjährige in ihrer Entwicklung zu stärken. Heute geht es Janine um einiges besser. Ihre depressiven Verstimmungen lassen langsam nach und der Alltag der Familie hat sich zum Positiven verändert.
*Namen und Abbildungen wurden zum Schutz der realen Person geändert.


 

Ambulante Betreuung: In der Gemeinschaft stark

Die ambulanten Hilfen von SOS-Kinderdorf unterstützen auch Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Wie das aussehen kann, zeigt die Geschichte von Gerrit Ohls.
Der 31-jährige Gerrit Ohls ist seit seiner Geburt von einer geistigen Behinderung betroffen. Im Alter von 18 Jahren kam er nach Abschluss der Förderschule zum SOS-Hof Bockum in Niedersachsen. In der Hausgemeinschaft der Einrichtung arbeiten und wohnen über 90 erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung. Mit 26 wagte Gerrit den Sprung in die Selbstständigkeit und zog in eine betreute Wohngruppe im Nachbarort. Heute kommt er gut in seiner eigenen Wohnung zurecht. Für ihn ging ein Traum in Erfüllung: „Es ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe.“

Selbstbestimmt im Alltag

Gerrit erhält weiterhin Unterstützung von Sozialpädagogin Saskia Gelhaus-Rienecker. Sie begleitet ihn bei Behördengängen und Facharztterminen, kauft mit ihm neue Möbel und hilft bei der Lebensplanung. Die SOS-Mitarbeiterin beobachtet Gerrits Fortschritte.
Früher habe er beispielsweise beim Einkaufen große Schwierigkeiten gehabt. Heute kann Gerrit alleine seine Einkäufe im Supermarkt erledigen. Saskia Gelhaus-Rienecker weiß: „Gerrit hat sich schon immer nicht nur Freunde vom Hof, sondern auch andere Kontakte gewünscht.“ Sie freut sich über die positive Entwicklung. Er frage viel weniger wegen alltäglicher Angelegenheiten, sei selbstbewusster und gehe Dinge selbstständig an.

Nicht ohne SOS-Kinderdorf

Nach wie vor arbeitet Gerrit jeden Freitagnachmittag auf dem SOS-Hof in Bockum – am liebsten in der Landwirtschaft. Chef ist dort sein ehemaliger Hausvater Angelo Taliercio. Die beiden haben ein inniges Verhältnis. Taliercio bewundert den Einsatz seines Schützlings. „Er war immer da und immer bereit“, erklärt er. 
Der 31-jährige Gerrit ist dankbar für alles, was er auf dem Hof lernen konnte. Ein Schlüsselerlebnis war für ihn der Erwerb seines Traktorführerscheins. „Das war eine intensive Zeit. Da sind wir beide an unsere Grenzen gekommen“, erinnert sich Angelo Taliercio. Das disziplinierte Lernen fiel Gerrit schwer. Angelo Taliercio trieb ihn immer wieder an. Mit Erfolg – Gerrit bestand die Prüfung und machte bald darauf sogar seinen Autoführerschein.
Heute schätzt Gerrit sein selbstbestimmtes Leben in Barnstedt und ist gut in der Gemeinde integriert. Ein Traum bleibt noch: „Ich würde gerne den großen Lkw-Führerschein machen“, sagt er. „Ich glaube, dass ich auch das schaffen werde“, fügt er hinzu.


Wie unsere Hilfe wirkt

2022 konnten wir bundesweit in 34 der 38 Einrichtungen Angebote der ambulanten Hilfe umsetzen. 2.212 Familien und junge Erwachsene haben wir ambulant betreut.
  • Hilfe zur Selbsthilfe

    1.444 junge Menschen und Familien wurden durch erzieherische Angebote begleitet.

    Die Betreuten haben gelernt, eigene Lösungen für Probleme zu finden und konnten somit ihre Lebensbedingungen und Erziehungsstile verbessern.

  • Gerechte Chancen

    578 Familien und junge Menschen haben Unterstützung erhalten.

    Dazu gehörten soziale Gruppenarbeit, Angebote zum Frauenschutz, Projekte gegen Jugendkriminalität, Begleitung von Pflegeeltern oder Hilfen für werdende oder junge Eltern.

  • Betreuung im Alltag

    132 Jugendliche, junge Erwachsene und Menschen mit Behinderung lebten im ambulant betreuten Wohnen.

    Fachkräfte begleiteten sie in ihrem Alltag und vermittelten ihnen soziale Kompetenzen für ein eigenständiges Leben.

  • Individuelle Förderung von Kindern

    58 Kinder und Jugendliche mit besonderem Hilfebedarf wurden unterstützt.

    Die individuelle Förderung umfasste Angebote wie beispielsweise die schulische Integrationshilfe oder die tiergestützte Pädagogik.

Unsere Schwerpunkte 2023

Auch in diesem Jahr arbeitet SOS-Kinderdorf daran, die Lebensumstände für Familien, Kinder und Jugendliche zu verbessern.
  • Betreutenschutz weiterentwickeln: Damit Kinder und Jugendliche sicher aufwachsen können, schaffen wir mehr personelle Ressourcen.
  • Fachkräftemangel entgegenwirken: Um kompetente Mitarbeitende für unsere Einrichtungen zu gewinnen, gehen wir neue und kreative Wege. 
  • Mentale Gesundheit fördern: Nach Jahren der Pandemie ist es uns ein Anliegen, die seelischen Nöte junger Menschen in den Fokus zu rücken. Wir setzen uns politisch für ihre Belange ein.
  • Am Ball bleiben: Wir beschäftigen uns mit den Themen Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit sowie Inklusion und passen unsere Angebote fortlaufend an die Bedürfnisse von Familien und Kindern an.

Was sind ambulante Hilfen?




*Die Zahlen geben den Stand zum Redaktionsschluss wieder. Erfasst werden Teilnehmende und keine Einzelpersonen. Es kann vorkommen, dass eine Person an mehr als einem Angebot teilnimmt.