Warum SOS-Kinderdorf in Kolumbien tätig ist
Die elf Millionen Kinder in Kolumbien brauchen Schutz. Jahrzehntelange, bewaffnete Konflikte haben viele von ihnen in ihrer Kindheit geprägt. Zwischen 1985 und 2021 waren mehr als zwei Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren von bewaffneten Konflikten im ganzen Land betroffen – sei es durch Vertreibung, Gefangenschaft, Rekrutierung, Missbrauch oder sexuelle Gewalt. Und da fast die Hälfte der Bevölkerung in Armut lebt, müssen viele Kinder im Alter zwischen fünf und 17 Jahren arbeiten, um zum Einkommen ihrer Familie beizutragen.
Weitverbreitete Armut
Nach der Demobilisierung der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) im Jahr 2016 haben andere Rebellengruppen versucht, die Macht zu übernehmen, was zu einer Zunahme der Konflikte geführt hat. Bewaffnete Konflikte erschweren Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Bildung und Gesundheitsdiensten und setzen sie langfristigen physischen und psychischen Gesundheitsschäden aus. Immer wieder werden sie von bewaffneten Gruppen rekrutiert.
Kinderheirat
Rund ein Viertel der kolumbianischen Frauen im Alter von 20 bis 24 Jahren wurde verheiratet oder war in einer Partnerschaft, bevor sie 18 Jahre alt wurden. Das ist ein grundlegender Verstoß gegen die Menschenrechte. Kinderheirat führt häufig zu frühen Schwangerschaften und sozialer Isolation. Sie unterbricht die Ausbildung der Mädchen und macht sie anfälliger für Gewalt durch Intimpartner. Diese Praxis ist ein direkter Ausdruck der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und betrifft vor allem einkommensschwache ländliche Familien.