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Äthiopien
Der Kampf um Gleichberechtigung

Diskriminierung der Geschlechter

Angesichts begrenzter wirtschaftlicher Möglichkeiten, zunehmender Migration in dicht besiedelte städtische Gebiete und atemberaubenden Bevölkerungswachstum sind Frauen am stärksten von der wachsenden Jugendarbeitslosigkeit in Afrika betroffen.
In Äthiopien, einem Land, das hinsichtlich der Geschlechtergleichstellung einen der niedrigsten Leistungsindikatoren in Subsahara-Afrika aufweist, sprechen vier Frauen, die in einem SOS-Kinderdorf aufgewachsen sind, über die Barrieren, denen sie aufgrund ihres Geschlechts ausgesetzt waren.
Derartu Ayele ist eine 19-jährige aufstrebende Modedesignerin aus Addis Abeba. Für Frau Ayele und viele andere junge Frauen war das Aufwachsen in Äthiopien nicht einfach.
"Was Frauen betrifft, gibt es in Äthiopien ein offensichtliches Problem", findet Frau Ayele. "Wir bekommen nicht die gleichen Chancen wie Männer, und viele Leute denken, dass Frauen die Fähigkeiten fehlen, erfolgreich zu sein.
Die 24-jährige Habtamnesh Deresse kam im Alter von neun Jahren in das SOS-Dorf in Addis Abeba. Sie führt einen Teil der Herausforderung auf Unwissenheit und veraltete Ansichten über Geschlechterrollen zurück.
"Zunächst einmal besteht hier in Äthiopien ein Wissensdefizit über Frauen und ihr Potenzial", beschreibt Frau Deresse die allgemeine Sitution.
"Wenn eine Frau sich weiter entwickelt, wird über sie gelacht und versucht, sie niederzumachen", fügt sie hinzu. "Die Leute denken, wenn man erfolgreich ist, kann man es nicht allein geschafft haben. Sie glauben, dass es einen anderen Grund dafür geben muss: Vielleicht gibt es einen Mann, der die Frau unterstützt, oder sie schläft mit jemandem, um Geld zu bekommen. Sie schätzen ihr Wissen nicht; sie schätzen ihren Verstand nicht. Das ist ein großes, großes Problem".
Tizita Wendu, eine 18-jährige Architekturstudentin, aus dem SOS-Kinderdorf Addis Abeba, erklärt: "Die Gesellschaft denkt, dass Frauen nichts tun können. Und wenn man das von klein auf hört, fängt man irgendwann an, es selbst zu glauben. Es ist wirklich schwer, diesen Kreislauf zu durchbrechen."
Fayo Adem, eine 29-jährige Unternehmerin, die in einem SOS-Kinderdorf in der ostäthiopischen Stadt Harar aufgewachsen ist, hat Ähnliches erlebt."Die meisten afrikanischen Gesellschaften glauben immer noch, dass Frauen entweder erfolgreiche Geschäftsfrauen oder erfolgreiche Mütter sind", erzählt Frau Adem. "Aber ich glaube, solange man eine Vision hat und bereit ist, den Preis dafür zu zahlen, kann man beides sein".
Junge afrikanische Frauen sind besonders von der wachsenden Jugendarbeitslosigkeit auf dem ganzen Kontinent betroffen, die mehr als doppelt so hoch ist wie die der erwachsenen Bevölkerung, erklärt Daniel Solana, Mitarbeiter der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) der Globalen Initiative für menschenwürdige Arbeit für Jugendliche. In Äthiopien ist die Jugendarbeitslosigkeitsrate für Frauen mit 4,5 Prozent doppelt so hoch wie die der Männer.
"Junge Mädchen sind beim Zugang zur Arbeit tendenziell stärker benachteiligt als junge Männer und erfahren schlechtere Arbeitsbedingungen als ihre männlichen Kollegen, und eine Beschäftigung in der informellen Wirtschaft ist die Norm", fügt Solana hinzu.
Geschlechterstereotypen, die die Rolle von Frauen als Betreuerinnen und nicht als Ernährerinnen betonen, sind in einigen Regionen nach wie vor tief verwurzelt, berichtet die IAO.
Die Bekämpfung der geschlechtsspezifischen Beschäftigungsdiskrepanz ist ein komplexer Prozess, der die Einführung mehrerer gezielter Anstrengungen auf den politischen Ebenen erfordert. Maßnahmen zur Förderung der Lohngleichheit, öffentliche Sensibilisierungskampagnen gegen Diskriminierung und die Bekämpfung der Geschlechtersegregation am Arbeitsplatz sind nur einige der von der IAO empfohlenen Maßnahmen.
Trotz der Härten, denen diese jungen Frauen ausgesetzt waren, haben ihre Erfahrungen sie zu dem geformt, was sie heute sind.
"Das Aufwachsen in einem SOS-Kinderdorf hat mich reifer gemacht als andere außerhalb des Dorfes", glaubt Frau Ayele. "Es hat mich auch gelehrt, positiv zu denken und zu wissen, dass alles aus einem bestimmten Grund geschieht.
Die 24-jährige Habtamnesh Deresse fügt hinzu, dass ihr das Aufwachsen in einem SOS-Kinderdorf geholfen hat, wertvolle Fähigkeiten zu entwickeln, die ihr wahrscheinlich in ihrer Karriere zugute kommen werden.
"Wenn Sie in einem SOS-Kinderdorf leben, werden Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen", sagt Frau Deresse. "Als Kind habe ich die Zimmer geputzt und meine kleinen Schwestern und Brüder mitgenommen. Verantwortung beginnt zu Hause."
Ikon

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