In der äthiopischen Region Amhara sind am 11. April 2023 am sechsten Tag massiver Proteste gegen die von der Regierung geplante Auflösung einer paramilitärischen Gruppe mehrere Menschen erschossen worden. Die Demonstranten blockierten Straßen mit Steinen und verbrannten Reifen, um das Militär an der Zufahrt zu anderen Städten in der Region zu hindern.
Zu den Erschossenen gehört auch ein ehemaliger Mitarbeiter von SOS-Kinderdorf. Er kam auf der Rückreise aus der Region in die Hauptstadt Addis Abeba ums Leben. Die durch Steine und Schüsse Verletzten wurden in ein Krankenhaus gebracht.
Unruhen wurden auch aus Bahir Dar, der Hauptstadt der Region Amhara, gemeldet, wo SOS-Kinderdorf ein Familienstärkungsprogramm und ein SOS-Kinderdorf betreibt. SOS-Kinderdorf hat alle Mitarbeitenden dazu aufgerufen, einen Vorrat an Lebensmitteln, Wasser und Erste-Hilfe-Material anzulegen, möglichst von zu Hause zu arbeiten und regelmäßig über die eigene Lage zu berichten.
Die Amhara-Region grenzt an die Region Tigray, und die Sorge ist groß, dass die Unruhen dorthin übergreifen. Erst am 2. November 2022 war ein
Friedensabkommen für Tigray unterzeichnet worden, das einen zwei Jahre dauernden, blutigen Bürgerkrieg beenden sollte, der rund 2,5 Millionen Menschen vertrieben sowie Schulen, Krankenhäuser und andere wichtige Infrastrukturen zerstört hat.
Hunger, Vertreibung und keine Bildung: Vor allem Kinder waren im Tigray-Konflikt massiv betroffen. Nach Angaben der UN machen sie 44 Prozent der über zwei Millionen Binnenvertriebenen aus. Die Zahl der Kinder, die an Unterernährung leiden, hat stark zugenommen. Laut UN-Schätzungen waren in den betroffenen Regionen Tigray, Afar und Amhara drei Millionen Kinder von jeglicher Bildung ausgeschlossen. SOS-Kinderdorf bietet ihnen Schutz, Betreuung und Hilfe bei der Verarbeitung ihrer Traumata.