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Erziehungs- und Familienberatung SOS-Kinderdorf

Rettungsanker in der Not

Die sechsjährige Charly* strahlt, wenn sie erzählt, was sie an ihrer Mutter mag. Sie lacht so viel, kocht immer lecker und liest ihr jeden Abend ihre Lieblingsgeschichte vor. Charlys Mutter Klara* ist alleinerziehend und hatte ihr Leben fest im Griff. Bis die Coronakrise kam und das Leben der Familie auf den Kopf stellte.
Klara hat in ihrem Leben schon einiges einstecken müssen: Selbst in einem schwierigen Elternhaus aufgewachsen, wurde sie als Kind aus der Familie genommen. Diese Erfahrungen hat sie auf ihre Art verarbeitet und sich eine taffe Lebenseinstellung zugelegt. Auch nachdem der Vater ihrer Tochter sie verließ und den Kontakt abbrach, lies die Mutter sich nicht unterkriegen. Sie hatte einen Job mit festen Arbeitszeiten, einen Kita-Platz für Charly und legte großen Wert darauf, ein Vorbild zu sein. Sie besuchte regelmäßig ein Familienzentrum von SOS-Kinderdorf, um Kontakt zu anderen Müttern zu haben und sich bei Bedarf Unterstützung zu holen.
„Durch die Pandemie verlor die Mutter ihren Job, was wiederum zu Existenzängsten bei ihr führte.“
Betreuerin der Erziehungs- und Familienberatung
Doch dann kam die Coronakrise und mit ihr die Ängste und unterdrückten Traumata aus ihrer Kindheit. Trotz geschlossener Einrichtung hielten die Mitarbeiter des Familienzentrums Kontakt zu ihren Klienten und bekamen schnell mit, dass bei der Familie etwas nicht stimmte. „Durch die Pandemie verlor die Mutter ihren Job, was wiederum zu Existenzängsten bei ihr führte“, schildert die Betreuerin der Erziehungs- und Familienberatung den Fall der Familie. Doch das war erst der Beginn: Schnell traten psychosomatische Probleme bei Klara auf und sie entwickelte eine panische Angst vor dem Virus. „Die Mutter ging nicht mehr aus dem Haus, selbst Einkäufe erledigte ihre Nachbarin“, erläutert die Betreuerin. „Die Angst hatte vollkommen ihr Denken und Handeln übernommen. Ständig kontrollierte sie die Nachrichten zum Infektionsgeschehen und ließ ihre Tochter nur noch auf den Balkon.“ Das hatte auch Auswirkungen auf die sechsjährige Charly: Wie ihre Mutter fing sie an, sich andauernd minutenlang die Hände zu waschen. Klara wurde immer gereizter und Charly bekam langsam Angst vor ihr. Die Sechsjährige verstand nicht, was mit ihrer Mutter plötzlich los war. Der Tiefpunkt war erreicht, als Charlie ihre Lieblingsturnschuhe verschrumpelt im Ofen vorfand. Die Mutter hatte aus Angst vor den Viren die Schuhe im Ofen erhitzt. Charly protestierte und weinte. Als Klara sie in den Arm nehmen wollte, schubste sie ihre Mutter weg und schrie sie an: „Du bist nicht mehr meine Mutter“ und verkroch sich in ihr Bett.

Der Weg aus der Krise

Aus Sorge um ihre Tochter holte sich Klara Rat bei der Erziehungs- und Familienberatung. Diese beriet die Mutter, zeigte ihr Wege aus der Angstspirale auszubrechen und organisierte weitere Hilfe wie den psychiatrischen Dienst. Schritt für Schritt bekam Klara ihr Leben wieder in den Griff. Schritt 1: Nur noch einmal täglich Nachrichten schauen. Schritt 2: Jeden Tag zu einer festen Uhrzeit mit der Tochter das Haus verlassen – Angst hin oder her. Schritt 3: Hilfe zulassen. So unterstützte der psychiatrische Dienst sie zwei Mal pro Woche bei alltäglichen Dingen wie Einkäufen. Dank der Hilfe schaffte es Klara Mut und Selbstbewusstsein aus der Krise zu ziehen: Sie fand einen neuen Job und entwickelte eine Tagesstruktur, die ihr heute hilft mit ihrer Angst umzugehen.
Die Angst vor einem neuen Tief ist dennoch präsent. „Klara hat einen Weg aus der Krise gefunden und ist nun wieder eine lebensfrohe Mutter für Charly“, so die SOS-Mitarbeiterin. Damit das auch so bleibt, begleitet SOS-Kinderdorf die Familie weiterhin. Klara hat jede Woche einen festen Termin an dem sie bei der Erziehungs- und Familienberatung anrufen kann. „Die beiden werden ihren Weg finden und falls wieder eine schwierige Phase auftreten sollte, sind wir da“, sagt die Betreuerin mit Zuversicht.
*Namen, biographische Details und Abbildungen zum Schutz der Personen verändert.


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