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SOS-Fachtagung 2011
Geschwisterbeziehungen in den stationären Hilfen zur Erziehung

Geschwisterbeziehungen in den stationären Hilfen zur Erziehung

Am 11. und 12. Oktober 2011 fand in Koblenz in enger Kooperation mit der Universität Koblenz-Landau die Herbsttagung 2011 des SOS-Kinderdorf e.V. statt. Das Thema „Geschwisterbeziehungen in den stationären Hilfen zur Erziehung“ rief mit knapp 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine überwältigende Resonanz hervor. In Fachvorträgen, Arbeitsgruppen und Foren wurden unterschiedliche Facetten und Perspektiven zur Geschwisterthematik beleuchtet und diskutiert.
Geschwisterbeziehungen sind mehrschichtig und komplex. Sie sind mit vielen weiteren Themen unmittelbar verstrickt und reichen in unterschiedlichste Bereiche hinein. In den stationären Hilfen zur Erziehung wirken sie sich aus auf die Ausgestaltung der Betreuungssettings, auf die Zusammenarbeit der befassten Institutionen, auf Diagnostik und Fallverstehen, auf die pädagogische Arbeit der Fachkräfte – und in besonderem Maße natürlich auf das Zusammenleben der Kinder und Jugendlichen.
Auch wenn die Bedeutung von Geschwisterbeziehungen bisher in der Kinder- und Jugendhilfe wenig thematisiert wurde, zeigten die Diskussionen auf der Tagung doch sehr eindrucksvoll, mit welchen Fragen zur Unterbringung und Betreuung von Geschwistern Fachkräfte von öffentlichen und freien Trägern in ihrer Praxis tagtäglich konfrontiert sind. Für ihr Handeln und ihre Entscheidungen halten sie einen bewussten Blick auf die Beziehungsdynamiken zwischen Geschwistern für unabdingbar.
In zwei zentralen Vorträgen haben Prof. Dr. Christian Schrapper von der Universität Koblenz-Landau und Prof. Dr. Klaus Wolf von der Universität Siegen Ergebnisse aus zwei Praxisforschungsprojekten zum Fallverstehen und zur Sicht der Kinder und Jugendlichen vorgestellt. In zahlreichen Arbeitsgruppen, in denen Fachkräfte aus den beteiligten Einrichtungen mitgewirkt haben, konnten die Erkenntnisse diskutiert und auf die eigene Praxis bezogen werden. Eine Reihe von Fachforen hat den Anschluss des Geschwisterthemas zu übergreifenden fachlichen Konzepten und Arbeitsweisen hergestellt. Prof. Dr. Heiner Keupp, Vorsitzender der Kommission des 13. Kinder- und Jugendberichts, hat das Thema „Geschwisterbeziehungen“ abschließend eingebettet in die Herausforderungen, denen sich Kinder und Jugendliche beim Aufwachsen heute gegenübersehen.
Die Tagung markiert den Abschluss des empirischen Teils des SOS-Forschungsschwerpunktes zum Thema „Geschwisterbeziehungen“. Die Expertisen, die in diesem Zusammenhang entstanden sind, und die Forschungsergebnisse werden sukzessive veröffentlicht. Einen Überblick über die verfügbaren Titel bekommen Sie in unserer Mediathek.