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SOS-Kinder- und Jugendkonferenz 2014

Kinderrechte und Beteiligung

„Meinungsfreiheit ist mir am wichtigsten. Dass auch kleine Kinder das Recht haben, etwas zu sagen, und dass das von den Erwachsenen berücksichtigt wird.“
Leon, 16
Mit ihren Rechten setzten sich auf der dritten Kinder- und Jugendkonferenz des SOS-Kinderdorf e.V. rund 170 Kinder und Jugendliche sowie Betreuer aus 20 Einrichtungen und der Geschäftsstelle des SOS-Kinderdorf e.V. auseinander.
In 16 Workshops ging es vom 30.7. bis 1.8.2014 um Mitsprache und Beteiligung, um das Recht auf Gemeinschaft, auf Schutz, Privatsphäre und Bildung und um das Recht auf Kontakt zu den Geschwistern. Besonders wichtig war es den Kindern und Jugendlichen, andere Menschen aus verschiedenen SOS-Einrichtungen kennenzulernen.
„Mir ist wichtig, dass niemand diskriminiert wird, egal ob er einen Fehler macht oder nicht, egal ob Junge, Mädel, alt, jung, mit einer anderen Herkunft…“, so formuliert ein Jugendlicher das Recht auf Gleichheit, das ihm im Projekt „Philippinischer Stockkampf“ sehr bewusst geworden ist. Dass die gemeinsame Arbeit auch mit Jüngeren viel Spaß machen kann, war eine prägende Erfahrung für den 18-Jährigen, der mit seiner Gruppe innerhalb von zwei Tagen eine ganze Choreografie einstudiert hat.

Die Kinder und Jugendlichen sprechen mit

Schon in der Planungsphase waren die Kinder und Jugendlichen beteiligt. So entwickelte die Kinderkommission des SOS-Kinderdorf Ammersee-Lech gemeinsam mit den Veranstaltern das Motto der diesjährigen Kinder- und Jugendkonferenz : „Ich + Du = Wir“. In dieser Gleichung drückt sich das Recht der Betreuten auf Beteiligung sowie auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung aus: sich auf Augenhöhe begegnen, mitwirken können, gemeinsam etwas schaffen. Auch das Recht auf Beziehung und Kontakt zu den Eltern wird hier symbolisiert.
Im Zentrum der Veranstaltung stand das Ziel, sich gemeinsam mit anderen Kindern und Jugendlichen aus der ganzen Bundesrepublik Gedanken über Kinderrechte zu machen, dazu etwas zu erarbeiten, aktiv mitzusprechen und dabei eigene Kompetenzen zu entdecken. So recherchierten Kinderreporter ihre eigenen Themen und führten Interviews für die Zeitung „KiJuKo News“, die von einer Kinderredaktion jeden Tag druckfrisch herausgebracht wurde. Andere trainierten mit dem Zehnkampf-Olympiasieger und Schirmherrn der Konferenz, Christian Schenk, Kondition, Entspannungstechniken und Kooperation im Team. Der 13-jährige Jeremias traute sich, einen Teil der Moderation bei der Abschlusspräsentation zu übernehmen.

Kinderrechte werden greifbar

Mit den unterschiedlichsten Medien befassten sich die jungen Menschen kreativ und spielerisch mit dem Tagungsthema. Eine Videogruppe befragte Passanten, was sie tun, um die Rechte von Kindern zu stärken. Fünf Jugendliche zeigten, was sie durch ihr Engagement im Landesheimbeirat politisch bewegen. Im Improvisationstheater ging es um die Aufnahme eines neuen Geschwisterkindes in eine Kinderdorffamilie. Was Anderssein bedeutet, erfuhren Heiko, Maik und Celina hautnah: Sie erprobten mit Hilfsmitteln, wie es ist, körperlich beeinträchtigt zu sein – blind, schwerhörig, bewegungseingeschränkt. Dabei äußerten sie sehr sensibel, wie hilflos und einsam sie sich in der Übung fühlten und erarbeiteten Voraussetzungen für Teilhabe und Inklusion.

"Beteiligung bedeutet, dass ich mitbestimmen kann!"

Bei der Recherche im Presseworkshop machte die 12-jährige Ellen die Erfahrung, dass es im Team viel mehr Spaß macht: „Beteiligung bedeutet für mich, dass ich gefragt werde, dass nicht über mich bestimmt wird, sondern dass ich mitbestimmen kann, was geschrieben wird und welche Bilder die Redaktion einsetzt.“ Dass die Kinder im gemeinsamen Tun neue Stärken entdeckten und sich Freundschaften über Einrichtungen und Altersgrenzen hinweg entwickelten, neue Beziehungen zwischen den Betreuern und Betreuten entstanden, entspricht genau dem Konzept der Kinder- und Jugendkonferenz.
Konzipiert und realisiert wurde die Veranstaltung des Ressorts Pädagogik im SOS-Kinderdorf e.V. vom Referat Angebots- und Qualitätsentwicklung in Kooperation mit dem SOS-Kinderdorf Ammersee-Lech. Wolfram Schneider-Arnoldi aus dem Organisationsteam reflektiert die Besonderheit der Kinder- und Jugendkonferenz: „Man muss das erleben! Dass alle gemeinsam an einem Ziel arbeiten und eine Stimmung schaffen, in der sich alle ernst genommen fühlen, sich wohlfühlen und sich mit ihren Stärken und Schwächen akzeptieren können. Dass die Kinder Vertrauen und Mut entwickeln, sich für ihre Rechte einzusetzen – das ist die Kultur, die wir brauchen, um Beteiligung lebendig zu halten.“