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Stationäre Hilfen zur Erziehung: Kinderdorffamilien, Wohngruppen, Erziehungsstellen

Stationäre Jugendhilfe: Aufwachsen in familialer Umgebung

Stationäre Hilfen in der Kinder- und Jugendhilfe sind professionelle Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die aus verschiedenen Gründen, vorübergehend oder dauerhaft, nicht bei ihren Eltern leben können. In Kinderdorffamilien, Wohngruppen, Erziehungsstellen/Professionelle Pflegefamilie und weiteren stationären Wohn- und Betreuungsangeboten finden sie eine familiale Umgebung, verlässliche Betreuung und individuelle Förderung. 
 

Ziele der stationären Angebote

Begleiten

Ziel ist, den jungen Menschen ein Zuhause zu geben und sie achtsam in ihrer Entwicklung zu begleiten, Verantwortung für ein Leben nach eigenen Vorstellungen zu übernehmen.

In Beziehung sein

Den Kindern und Jugendlichen vertrauensvolle und verlässliche Beziehungen anzubieten, diese bewusst zu gestalten und zu reflektieren, ist der Kern unseres pädagogischen Handelns.     

Schützen und befähigen

Verbindlich sind der Schutz für die jungen Menschen, die Beteiligung an allen sie betreffenden Belangen, umfassende Bildung und die Befähigung für ein selbstbestimmtes Leben.

Angebotsspektrum der Stationären Hilfen

SOS-Kinderdorf e.V. unterhält verschiedene stationäre Wohn- und Betreuungsangebote, die sich hinsichtlich der Zielsetzung sowie der damit erforderlichen Betreuungsdichte und -intensität unterscheiden. Mit dieser Ausdifferenzierung der Angebote wird eine größtmögliche Passgenauigkeit der stationären Hilfen für die jeweiligen Bedarfe der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen angestrebt. Insbesondere für jüngere Kinder eignen sich familiale Betreuungsangebote wie die SOS-Kinderdorffamilie oder auch Familiale Wohngruppen.
In SOS-Kinderdorffamilien finden jeweils vier bis sechs Kinder unterschiedlichen Alters ein Zuhause. Das Aufnahmealter kann sehr unterschiedlich sein ─ vom Säugling bis zum Grundschulkind. Häufig werden auch Geschwistergruppen aufgenommen. Die Kinder wohnen zusammen mit der Kinderdorfmutter oder dem Kinderdorfvater in einem Haus oder einer Wohnung. Die Kinderdorfmütter/-väter sind ausgebildete Erzieher*innen und rund um die Uhr für die Kinder da. Ein Fachkräfteteam unterstützt bei den vielfältigen Aufgaben im Kinderdorffamilienalltag, im Haushalt ebenso wie im Bereich der Erziehungsarbeit. Zudem gibt es in jedem Kinderdorf zahlreiche Förder- und Freizeitangebote für die Kinder. SOS-Kinderdörfer gibt es sowohl im ländlichen als auch im städtischen Raum. Für die Kinder sind Kinderdorffamilien in der Regel ein langfristiges Zuhause.
In den SOS-Wohngruppen begleiten Fachkräfte die jungen Menschen rund um die Uhr oder stundenweise ─ je nach Zielgruppe und Konzept. Zudem gibt es individuelle Förderungen. Das Anliegen aller Wohngruppen ist es, den Betreuten einen familialen und sicheren Ort zu bieten, an dem sie angemessene und verlässliche Unterstützung für ihre psychische und soziale Entwicklung finden. Ziel ist, die Kinder, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen sowie ihre Familien so zu befähigen, dass sie entweder zu ihren Eltern zurückkehren oder ein selbstständiges, selbstbestimmtes Leben führen können. Daher gibt es sowohl Konzepte für langfristige als auch für kurzfristige Verweildauern. Die Wohngruppen können zudem gemischt oder geschlechtsspezifisch ausgerichtet sein.
Die SOS-Erziehungsstelle/Professionelle Pflegefamilie als eine besondere Form der Familienpflege betreut Kinder und Jugendliche, die einen kleinen, familialen Rahmen mit einer kontinuierlichen Bezugsperson benötigen.
Bei Erziehungsstellen auf Basis des § 34 SGB VIII sind die Mitarbeiter*innen bei SOS-Kinderdorf e.V. angestellt. Die pädagogische Betreuung erfolgt in einer Wohnung des Kinderdorfvereins oder im eigenen Wohnraum und basiert auf den fachlichen Qualitätsstandards des Vereins.
Die sog. Professionelle Pflegefamilie betreut bis zu zwei Kinder/Jugendliche im eigenen Wohnraum auf Basis des § 33 SGB VIII. Mindestens eine betreuende Bezugsperson muss über eine einschlägige pädagogische Ausbildung verfügen, sie ist nicht bei SOS Kinderdorf e.V. angestellt. Der Verein übernimmt z.B. die Akquise und die Eignungsprüfung von Pflegeltern sowie auf Basis einer entsprechenden Kooperationsvereinbarung mit der Pflegefamilie auch die fachliche Begleitung und Beratung. Hierzu gehören regelmäßige Fortbildungen, der fachliche Austausch, Hausbesuche und Kriseninterventionen.
Die Clearinggruppen des SOS Kinderdorf e.V. ermöglichen Kindern und Jugendlichen, die sich in ungeklärten oder belasteten Lebens- und Familiensituationen befinden, eine Überbrückungszeit in der Kinder- und Jugendhilfe. In dieser Zeit können mithilfe sozialpädagogischer und psychologischer Diagnostik geeignete Hilfemaßnahmen in Bezug auf die aktuelle Bedürfnislage des Kindes oder des Jugendlichen und/oder des Familien- und Herkunftssystems geschaffen werden. Mögliche Auffälligkeiten und Problemlagen können unter Einbezug der vorhandenen Ressourcen und des Hilfesystems bearbeitet werden. Ziel ist, eine bedürfniszentrierte und umsetzbare Perspektive für die jungen Menschen und deren soziales und familiäres Umfeld zu eröffnen oder diese zu reaktiveren.
Therapeutische und Heilpädagogische Wohngruppen des SOS Kinderdorf e.V. richten sich an Kinder und Jugendliche, die aufgrund von psychischen oder emotionalen Belastungen einen erhöhten Hilfebedarf aufweisen und einer intensiven und engmaschigen Betreuung bedürfen. Pädagog*innen betreuen die Kinder und Jugendlichen in kleinen Gruppen rund um die Uhr; sie begleiten und unterstützen sie bedarfsorientiert und fördern sie individuell entsprechend ihrem Entwicklungsstand. Die Kooperation mit Ärzten und therapeutischen Anbietern ist integraler Bestandteil der pädagogischen Arbeit. 

Verselbstständigungsgruppen richten sich an Jugendliche und stellen einen Übergang aus der Kinder- und Jugendhilfe in ein eigenverantwortliches Leben dar. Durch gezielte, am individuellen Entwicklungsstand orientierte, (sozial)pädagogische Maßnahmen übernehmen die Jugendlichen schrittweise mehr Eigenverantwortung, entwickeln soziale Kompetenzen weiter und lernen tägliche Versorgung, Haushaltsführung, aber auch Finanzen eigenverantwortlich durch individuelle Anleitung und Förderung zu gestalten. Die Betreuungszeiten werden dabei flexibel an die Bedarfe der Jugendlichen angepasst, sodass diese nachmittags und abends oder nach individueller Absprache beispielsweise auch außerhalb der Räumlichkeiten der Einrichtung stattfinden können. 
Die Jugendlichen beziehen dabei Wohnungen oder eigene Bereiche in Wohngruppen. Neben dem Heranführen an eigenverantwortliches Handeln stehen in Verselbstständigkeitsgruppen bzw. in Teilbetreuten Gruppen auch Schulabschluss, Ausbildung, Studium oder der Übergang in den Arbeitsmarkt im Fokus. Mit Erreichen der Volljährigkeit können die Jugendlichen in Abstimmung mit dem Jugendamt gemäß ihrer Hilfeplanziele weiterbetreut werden.  

Rechtsgrundlage

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Alle stationären Wohn- und Betreuungsformen von SOS-Kinderdorf e.V. stellen Leistungsangebote im Rahmen der hilfeplanbasierten Erziehungshilfen dar und sind im SGB VIII rechtlich geregelt. Grundlage für die Unterbringung ist der § 27 in Verbindung mit den §§ 34, 35a, 36 und 41 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes im SGB VIII.  
  • Für das Angebot der SOS-Kinderdorffamilie wird eine Leistungs-, Qualitäts-, und Entgeltvereinbarung nach §§ 78a ff SGB VIII getroffen.
  • In SOS-Wohngruppen werden Kinder und Jugendliche nach § 34 und § 41 SGB VIII betreut und individuell gefördert. Ebenso können Betreute nach § 35a SGB VIII, die eine seelische Behinderung erlitten haben oder von einer solchen bedroht sind, aufgenommen werden. 
  • Die SOS-Erziehungsstelle/Professionelle Pflegefamilie ist eine besondere Form der Familienpflege nach § 27 und § 33 oder § 34 SGB VIII sowie §§ 35a, 36 und 41 SGB VIII. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche, die einen kleinen, familialen Rahmen mit einer kontinuierlichen Bezugsperson benötigen.

Rund 1760 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind aktuell in SOS-Kinderdorffamilien und anderen stationären Wohnangeboten untergebracht. (Stand: Jahresbericht 2022)

Betreute in 38 SOS-Kinderdörfern mit 82 Kinderdorffamilien

Betreute in 115 Wohngruppen mit 24h-Stunden-Betreuung 

Betreute in 28 Wohngruppen ohne Nachtbereitschaft

Qualifizierte Hilfe – fachlich und persönlich

In den stationären Jugendhilfe-Angeboten gilt das sogenannte Fachkräftegebot. Das heißt: Alle dort tätigen Mitarbeiter*innen verfügen über fundierte Ausbildungen aus den Bereichen Pädagogik, Psychologie und Sozialpädagogik. Darüber hinaus haben sie in der Regel spezifische Zusatzausbildungen abgeschlossen; neben diesen fachlichen Voraussetzungen stehen sie den Kindern mit hohem persönlichen Engagement als Bezugs- und Vertrauenspersonen zur Seite. Zudem begleiten die Fachkräfte die Herkunftsfamilien der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, um die Beziehung zwischen Eltern und Kindern zu stärken bzw. zu erhalten.
Mehr dazu im Fachthema „Familiale Betreuung“

Stationäre Hilfen: interne Qualitätssicherung

Für die fachliche Fundierung der pädagogischen Arbeit und Sicherung der Qualität hat der Verein interne Standards entwickelt, die die verbindliche Handlungsgrundlage für alle Mitarbeiter*innen sind. Diese mit Vertreter*innen aus der Praxis entwickelten Vorgaben beziehen sich auf die für den Hilfeverlauf wichtigen Kernprozesse und auf die zentralen pädagogischen Handlungsprinzipien: Beziehungsgestaltung, Beteiligung, Bildung, Befähigung und Betreutenschutz.

Zu unseren Einrichtungen mit stationären Jugendhilfe-Angeboten



Ihre Ansprechpartnerinnen

Die Kolleginnen im Sekretariat kümmern sich gerne um Ihr Anliegen oder leiten Ihre Anfrage weiter.
SOS-Kinderdorf e.V.
Ressort Pädagogik
Referat Angebots- und Qualitätsentwicklung
Postanschrift
Renatastr. 77
80639 München

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